Beitrag:Der einzelne Azubi im Fokus: Eine individuelle Förderstruktur gegen den Fachkräftemangel in der Pflege

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Katholisches Klinikum Bochum
Einmalig im Ruhrgebiet und darüber hinaus: Prof. Dr. Christoph Hanefeld über die individuelle Förderstruktur des Katholischen Klinikums Bochum.

Das Katholische Klinikum Bochum (KKB) und die St. Elisabeth-Stiftung feiern in diesem Jahr ihr 175-jähriges Bestehen. Durch das 1848 gegründete St. Elisabeth-Hospital ist das KKB nicht nur eines der traditionsreichsten Krankenhausunternehmen des Ruhrgebiets, sondern heutzutage auch einer der größten Ausbildungsbetriebe in der Region und darüber hinaus Teil des Klinikums der Ruhr-Universität Bochum. Dem Fachkräftemangel begegnet man dort mit einer neuen speziellen Förderstruktur, die sich nach dem einzelnen Auszubildenden richtet und die angehenden Pflegekräfte auf ihrem Weg individuell und nach ihren Bedarfen unterstützt.

Mit über 1.500 Betten und mehr als 5000 Beschäftigten ist das Katholische Klinikum Bochum auch 175 Jahre nach der Gründung seiner Keimzelle, dem St. Elisabeth-Hospital, ein Ort der Spitzenmedizin im Ruhrgebiet und darüber hinaus. Damit dies auch so bleiben kann, ist das Klinikum auf qualifiziertes Personal für die verantwortungsvollen Gesundheitsberufe angewiesen. In Zeiten des Fachkräftemangels ist dies keine leichte Aufgabe. Das Katholische Klinikum Bochum begegnet dieser Herausforderung mit seinem Bildungsinstitut für Berufe im Gesundheitswesen – kurz BIGEST. Das BIGEST gehört zur St. Elisabeth-Stiftung, der Hauptgesellschafterin des Klinikums. Es ist das Herz der Aus- und Weiterbildung des Klinikums und mit über 500 Auszubildenden an vier Bochumer Standorten in den unterschiedlichen Berufen des Gesundheitswesens einer der größten Ausbildungsstätten im Ruhrgebiet. Schon seit 1909 bildet die Stiftung dort aus und vereint seit 1999 im heutigen BIGEST die unterschiedlichen Ausbildungsberufe im Gesundheitswesen unter einem Dach.

Den individuellen Bedürfnissen gerecht werden

„Die Ausbildung ist aber nur eine Säule, die intensive Weiterbildung in allen Bereichen – fachlich und vor allem auch persönlich – ist von ebenso großer Relevanz, um eine nachhaltig hohe Qualität in der Gesundheitsversorgung zu garantieren“, sagt Prof. Dr. Christoph Hanefeld, Sprecher der Geschäftsführung des Katholischen Klinikums Bochums und Persönliches Mitglied im Initiativkreis Ruhr. Die Anforderungen an die Aus- und Weiterbildung in den Gesundheitsberufen hat sich in den vergangenen Jahren jedoch enorm verändert. „Der Fachkräftemangel ist allgegenwärtig und gutes Personal zu finden nicht leicht. Zudem ist der soziale und kulturelle Unterstützungsbedarf in einer immer vielfältigeren Gesellschaft mit Auszubildenden aus unterschiedlichen Sozialstrukturen höher geworden. Deshalb müssen wir auf diese Anforderungen auch in der Ausbildung eingehen und eine Struktur finden, die dem individuellen Menschen zugutekommt und gerecht wird“, erklärt Prof. Hanefeld.

Das Ruhrgebiet ist geprägt von einer Mentalität des Miteinanders und einer Offenheit, die einmalig ist.

Prof. Dr. Christoph Hanefeld

Doch er ist auch mit Blick auf das Ruhrgebiet zuversichtlich, dass die Basis dafür gegeben ist, diese Herausforderung zu meistern. „Das Ruhrgebiet war immer schon geprägt von einem Zusammenkommen verschiedener Menschen aus ganz verschiedenen Regionen. Bei allen Schwierigkeiten hat es das Ruhrgebiet in den letzten Jahrzehnten nachweislich immer wieder bewiesen, eine Mentalität des Miteinanders zu schaffen und ist geprägt von einer Offenheit, die einmalig ist.“

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Raphael Markus (Leiter des BIGEST) und Janina Maneski (pädagogische Referentin für Diversity) zusammen mit dem Auszubildenden Abdul Khashan.

Eine individuelle, an den Bedürfnissen der Auszubildenden orientierte Struktur will das Klinikum nun mit einem gezielten Förderprogramm schaffen. Dabei können sich die Auszubildenden jederzeit an die Verantwortlichen des Programms, das im letzten Jahr als zweijähriges Pilotprojekt startete, wenden. „Wir haben uns – auch aus der Notwendigkeit des Fachkräftemangels heraus – die Frage gestellt: Wie können wir uns als moderner Ausbildungsbetrieb aufstellen? Dank der Unterstützung der St. Elisabeth-Stiftung ist es uns gelungen, eine für die Region einzigartige Förderstruktur zu ermöglichen“, sagt Raphael Markus, Leiter des BIGEST.

Einzigartige

Förderstruktur

Und das Angebot wird bereits in den ersten Monaten gut angenommen. Jede Woche melden sich Auszubildende mit unterschiedlichen Bedürfnissen – wie zum Beispiel Abdul Khashan, der vor sechs Jahren aus Syrien nach Deutschland kam und Unterstützung bei der Kommunikation mit der Ausländerbehörde benötigte. „Ich hatte immer wieder Probleme, meinen Aufenthaltstitel verlängern zu lassen. Das Förderprogramm am BIGEST hat mir sehr geholfen bei der Abstimmung mit den Ämtern“.

Nur ein Beispiel für die gezielte Förderung, wie die gelernte Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin Janina Maneski erzählt. Sie baut nun als pädagogische Referentin für Diversity die neue Förderstruktur mit auf. „Wir wollten eine Struktur finden, die inklusiver, offen und zugänglich für die individuellen Bedarfe der Auszubildenden ist. Beispielsweise haben wir mittlerweile auch einen hausinternen Deutschkurs mit dem speziellen Fokus auf die Pflegesprache, der sehr gut angenommen wird. Auch die Kommunikation mit verschiedenen Ämtern wie bei Abdul Khashan ist ein gutes Beispiel, wie wir mit dem Förderprogramm individuell unterstützen können.“ Und schon nach wenigen Monaten zeigen sich auch erste Erfolge der gezielten Förderung. „In einigen Fällen konnten wir so bereits Ausbildungsabbrüche vermeiden“, sagt Janina Maneski.

Neubau in Bochum-Gerthe

„Keine Frage, die Bedingungen sind in vielen Gesundheitsberufen oft auch sehr herausfordernd, gerade auch wenn man an die letzten Jahre mit der Corona-Pandemie denkt. Zugleich ist es aber auch ein schöner Arbeitsplatz mit vielen Begegnungen und einer hohen gesellschaftlichen Relevanz, was ungemein erfüllend sein kann. Und auch in der Pflege – das ist mir wichtig zu betonen, weil es in der öffentlichen Diskussion oftmals undifferenziert dargestellt wird – kann man gut verdienen“, sagt Prof. Hanefeld. Trotz der anspruchsvollen Anforderungen an die Pflege im Krankenhaus und der veränderten Anforderungen an die Aus- und Weiterbildung sei das Interesse genau aus diesen Gründen auch weiterhin groß. Und nicht nur mit der individuellen Förderstruktur, sondern auch mit dem Neubau eines modernen Ausbildungszentrums in Bochum-Gerthe begegnet das Klinikum den Herausforderungen der Zeit. Noch in diesem Jahr soll der erste Bauabschnitt des Neubaus abgeschlossen sein und dazu beitragen, dass die Zahl der Auszubildenden im nächsten Jahr auf über 600 steigt.