Interview:Mit den Wurzeln im Ruhrgebiet – Wie LUEG die (Elektro-)Mobilität der Zukunft gestaltet

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Interview

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Martijn Storm

Sprecher des Vorstands

Die Zukunft gehöre der Elektromobiliät, sagt LUEG CEO Martijn Storm. Diese Entwicklung spürt LUEG als einer der größten Mobilitätsanbieter Deutschlands ganz besonders. Wie sie auf veränderte Rahmenbedingungen in der Mobilität reagieren, neue Geschäftsfelder erschließen und wie Storm das Traditionsunternehmen aus dem Ruhrgebiet in die Zukunft führt, erzählt er uns im Interview.

Herr Storm, wenn wir über die Mobilität der Zukunft sprechen, kommen wir an der Elektromobilität nicht vorbei. In welcher Phase befindet sich die Automobilbranche auf diesem Weg und wie groß sind die Veränderungen für Sie als Mobilitätsdienstleister?

Wer mit offenen Augen durch unsere Straßen geht und fährt, sieht von Jahr zu Jahr immer mehr E-Kennzeichen. Die Statistik bestätigt diesen Eindruck: Nach dem erwarteten Einbruch im September aufgrund des Auslaufens der Umweltprämie für gewerblich genutzte Fahrzeuge ist der Absatz rein batterieelektrischer Fahrzeuge (BEV) laut Branchenverband VDA im Oktober wieder gestiegen. Insgesamt legten die BEV in den ersten zehn Monaten 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 38 Prozent zu. Diese Entwicklung wird sich weiter fortsetzen und ist für uns mit tiefgreifenden, aber eindeutig positiven Veränderungen verbunden. Die LUEG Gruppe hat sich im Rahmen einer Zukunftsstrategie bereits diversifiziert, bestehende Mobilitätsgeschäftsfelder erweitert und neue aufgebaut, um Entwicklungen wie dieser Rechnung zu tragen.

Im Zuge der gegenwärtigen politischen Diskussion und der Frage, wie wir die zukünftige Mobilität gestalten, fällt oftmals der Begriff der Technologieoffenheit. Sie setzen ihren Fokus im Zuge ihrer unternehmenseigenen Zukunftsstrategie verstärkt auf die Elektromobilität. Was macht Sie so sicher in dieser Ausrichtung?

Wir sind fest davon überzeugt, dass der Elektromobilität die Zukunft gehört. Durch den Ausbau erneuerbarer Energien wird die Umweltbilanz des E-Antriebs immer besser. Zugleich erhöhen sich permanent die Reichweiten der Fahrzeuge. Keine Abgase aus dem Auspuff und kaum Geräusche bei laufendem Motor sind weitere Pluspunkte. Nicht zuletzt macht elektrisch fahren einfach Spaß, was viele Menschen bereits mit Begeisterung festgestellt haben. Daher gehen wir davon aus, dass der Anteil der Pkw mit elektrischem Antrieb in Deutschland im Jahr 2030 rund 30 Prozent des Gesamtbestands ausmachen wird. Das ist eine gewaltige Dimension. Und durch das Verbrenner-Aus ab 2035 wird diese Entwicklung immer mehr an Fahrt gewinnen.

Sie bezeichnen die Lithium-Ionen-Batterien als „die wichtigste Antriebstechnologie der Zukunft“. Wo sehen Sie die Vorteile dieser Technologie?

Es war absolut gerechtfertigt, dass der Chemie-Nobelpreis 2019 an die wichtigsten Entwickler dieser Technologie vergeben wurde. Lithium-Ionen-Akkus haben eine hohe Energiedichte und einen sehr guten Ladewirkungsgrad. Zugleich sind sie leicht und brauchen nur ein geringes Volumen. Damit sind sie als Antriebstechnologie perfekt geeignet. Und: Sie lassen sich – mit entsprechendem Know-how und der erforderlichen Infrastruktur – sehr gut recyceln.

Aus diesem Grund heraus haben Sie in diesem Jahr zusammen mit der Deppe Unternehmensgruppe die RE.LION.BAT. Circular GmbH gegründet. Wie kam es zu der Zusammenarbeit und welches Ziel verfolgen Sie mit der Gründung dieses Joint Ventures?

Mit dem Mobilitätsdienstleister LUEG und dem Batterie-Entsorgungs-Spezialisten Deppe ergänzen sich zwei traditionsreiche Familienunternehmen in einem Wachstums- und Zukunftsmarkt. Ziel der Partnerschaft auf Augenhöhe ist es, einen ganzheitlichen Recyclingprozess für Lithium-Ionen-Batterien zu etablieren, der Logistik, Demontage sowie Second-Life- und Verwertungsprozesse umfasst.

Im Oktober fand der Spatenstich für eine hochmoderne Recyclinganlage am Sitz der RE.LION.BAT. Circular GmbH im Europapark Meppen-Versen statt. Nehmen Sie uns einmal mit in den Prozess und die nächsten Schritte hin zur Fertigstellung. In welcher Größenordnung soll dort in Zukunft recycelt werden?

Pro Jahr sollen in Meppen im ersten Schritt 20.000 Tonnen Altbatterien recycelt werden, die Kapazitäten am Standort können durch eine sukzessive Erweiterung bis auf 60.000 Tonnen pro Jahr erhöht werden. Der Prozess reicht von der Zerkleinerung über die Trennung von Eisen- und Nichteisen-Metallen bis hin zur sogenannten „schwarzen Masse“, die am Ende entsteht.
Dafür ist eine nachhaltige Anlagentechnik vorgesehen. So soll die Energieversorgung CO2-neutral über Solar- und Windenergie sowie über die Entladungsenergie im Vorbehandlungsprozess erfolgen.

Spatenstich RE.LION.BAT Pressefoto
Mit dem Spatenstich der Recyclinganlage in Meppen machen LUEG und die DEPPE Unternehmensgruppe einen wegweisenden Schritt im nachhaltigen Batterie-Recycling. Fotocredit: LUEG

Ein klassisches Geschäftsfeld für LUEG ist das Servicegeschäft. Im Zuge der wachsenden Zahl der Elektro-Fahrzeuge wird sich aber auch das stark verändern. Wie ist LUEG darauf vorbereitet?

Immer weniger Verbrennerfahrzeuge benötigen logischerweise immer weniger mechanische Instandsetzung. Dafür aber sind im Bereich der Elektromobilität neue Qualifikationen gefragt, etwa das sichere Entladen der Batterie, und das ist das Einsatzgebiet unserer spezialisierten Hochvoltmonteure. Für diese Vorstufe des Recyclings, das sogenannte Discharging und Dismantling der Batterien, wird LUEG mittelfristig sein komplettes Netzwerk der Servicestandorte einsetzen. So trägt das neue Geschäftsfeld wesentlich zur Sicherung der Werkstattauslastung und damit zur Arbeitsplatzsicherung bei.

Veränderte und ganz neue Anforderungen an die Qualifikationen der Mitarbeitenden treffen auf eine ohnehin nicht einfache Situation eines branchenübergreifenden Fachkräftemangels. Wie schauen Sie mit Blick auf die Automobilbranche darauf? Und wie reagieren Sie als CEO eines der größten Mobilitätsanbieter Deutschlands in ihrem eigenen Unternehmen auf diese herausfordernden Umstände?

Der Fachkräftemangel gehört zweifellos zu den größten Herausforderungen der Wirtschaft. Bei uns hat das Thema im Vorstand höchste Priorität. Es gilt, auf einem Arbeitnehmermarkt talentierte und motivierte Mitarbeitende zu finden und zu halten. Dabei spielt das Employer Branding eine entscheidende Rolle. Deshalb arbeiten wir intensiv daran, als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben. Dazu gehört die Weiterentwicklung unserer Unternehmenskultur ebenso wie interne Schulungen und Qualifizierungen. 2024 führen wir ein optimiertes Onboarding ein, um den neuen Kolleginnen und Kollegen einen guten Start bei LUEG zu ermöglichen. Ebenso intensiv beschäftigen wir uns mit der Frage, wie wir unsere High Potentials an Bord halten können. So haben wir vor knapp einem Jahr unter Beteiligung der Belegschaft Unternehmenswerte eingeführt, die den Zusammenhalt und die Identifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stärken. Die Veränderungen durch diesen Prozess sind bereits deutlich spürbar.

LUEG blickt auf eine über 155-jährige Geschichte zurück. 1868 als Wagenfabrik in Bochum gegründet, haben Sie heute zahlreiche Standorte im Ruhrgebiet und darüber hinaus. Welche Bedeutung hat der Sitz in dieser Region noch heute für Ihr mittlerweile international aufgestelltes Unternehmen?

Im Ruhrgebiet hat LUEG seine Wurzeln. Wir glauben fest an den Standort und sehen hier auch reichlich Potenzial für die Zukunft. Nicht von ungefähr haben wir im vergangenen Jahr mit dem AMG Brand Center und dem Gebrauchtwagencenter Essen-Kray in zwei Standorte im Herzen des Ruhrgebiets investiert.