Frau Dr. Claas, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch: Die Bildungsinitiative business@school von BCG wird dieses Jahr 25 Jahre alt.
Danke schön. Ich bin selber immer wieder beeindruckt, wie lange wir gemeinsam mit den Schulen aktiv sind– ein Vierteljahrhundert! Unsere Bildungsinitiative ist 1998 an zwei Pilotschulen in Daun in der Eifel und in Hockenheim gemeinsam mit Lehrkräften ins Leben gerufen worden. Wir haben von Beginn an in enger Abstimmung mit den Lehrkräften und am Bedarf der Schulen orientiert unser Projekt initiiert und entwickeln es ständig weiter.
business@school ist ein Wirtschafts- und Gründerwettbewerb, bei dem Oberstufenschüler:innen Unternehmen analysieren und dann selbst ein Unternehmen gründen. Wie genau läuft das ab?
Das Projekt läuft über ein ganzes Schuljahr in der Oberstufe z.B. an Gymnasien, Gesamtschulen oder Berufskollegs. Es braucht dafür ein großes Engagement seitens der Lehrkräfte, und das haben wir auch. Im Projekt selber bekommen die Schüler:innen Wissen zu Wirtschaft und Unternehmensgründung von den Betreuer:innen aus den Partnerunternehmen und von BCG gemeinsam mit den Lehrkräften vermittelt. Der Ablauf ist dann folgendermaßen: Erst schauen sich die Schulteams ein großes Unternehmen an – oft wählen sie auch Partnerunternehmen des Initiativkreises, wie EON, Evonik, NRW Bank, Deutsche Bahn oder BVB. Danach geht es um ein kleineres Unternehmen in ihrer Stadt. Das kann die Fahrschule um die Ecke sein, aber auch ein produzierendes Unternehmen. Darauf aufbauend entwickeln sie in der 3. Phase ihre eigene Geschäftsidee inklusive Businessplan. Unterstützt werden Schüler:innen und Lehrkräfte vor Ort durch Mitarbeiter:innen unserer Partnerunternehmen, die sich als Coaches intensiv um die Schülerteams kümmern. Nach dem schulinternen Entscheiden geht es dann zu den elf Landesentscheiden und dann zum Finale. Es ist ja ein Wettbewerb.
Warum hat BCG die Initiative überhaupt ins Leben gerufen?
Einige Mitarbeitende hatten damals durch eigene Erfahrungen mit ihren Kindern festgestellt, dass Wirtschaft in der Schule praktisch gar nicht stattfand und dass es den Schülerinnen und Schülern an Wissen über Unternehmentum fehlte. Zunächst wurde sich dann lokal vernetzt und neben der Schülerschaft auch den Lehrkräften durch Einblicke in Unternehmen Wirtschaft praxisnah vermittelt. Das hat Leidenschaft geweckt und so ist das Projekt immer weiter gewachsen. Inzwischen ist ein Netzwerk fürs Leben entstanden und viele Projektbeteiligte aus der Anfangszeit sind business@school bis heute treu.
Wie hat die Pandemie das Projekt beeinflusst? Mitten im laufenden Projekt 2020 wurden die Schulen ja wegen Corona geschlossen.
Innerhalb von zwei Wochen haben wir das Projekt digitalisiert. Es gab bereits vorher eine digitale Plattform und diese konnte dann genutzt werden, um business@school auch remote durchzuführen. Darauf haben sich alle Beteiligten sofort eingelassen und das hat es uns ermöglicht, auch während der Pandemie die beste Schülergeschäftsidee zu küren und erfolgreich Wirtschaft und Unternehmertum zu vermitteln.
Unser zweites, jüngeres Projekt, „die b@s videochallenge“ haben wir 2017 ins Leben gerufen und rein digital organisiert. Das war für die Pandemie-Jahre natürlich sehr praktisch. Der Videowettbewerb richtet sich an Schüler:innen zwischen 14 und 20 Jahren aller Schulformen, also nicht nur an die gymnasiale Oberstufe. Die Teilnahme kann einzeln und im Team, im Rahmen vom Unterricht, AGs, Projektwochen und Hausaufgabenbetreuung, aber auch unabhängig von der Schule, also von den Schüler:innen in der Freizeit erfolgen. Das läuft sehr erfolgreich, und bietet auch Lehrer:innen an allen Schulformen, auch einzelne Schüler:innen, zu fördern. Aus dem Ruhrgebiet waren schon Schulen aus Dortmund, Essen und Bochum dabei. Schirmherrin der videochallenge ist übrigens Elke Büdenbender, die Frau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Was glauben Sie, ist das Erfolgsrezept von business@school? 25 Jahre sind ja schon eine lange Zeit.
Das Erfolgsrezept ist sicherlich das große Engagement aller Beteiligten und die enge persönliche Zusammenarbeit. Dabei wird eins immer wieder klar: Für die Beteiligten ist business@school weit mehr als nur ein besonderes Projektjahr. Die Schüler:innen, Alumni, Lehrkräfte, Schulen, Betreuer:innen, Partnerunternehmen, das business@school-Team und der Beirat – sie alle bilden ein Netzwerk fürs Leben. Es liegt – das möchte ich betonen – vor allem auch an den engagierten Lehrkräften, die das Projekt immer wieder weiterführen und selbst bei einem Wechsel an eine neue Schule „mitnehmen“. Sie müssen sich vorstellen, Schulen bekommen jede Woche einen ganzen Stapel mit tollen Projekten auf den Schreibtisch. Dass wir so lange schon dabei sind, liegt auch daran, dass unsere Lehrkräfte uns immer wieder weiterempfehlen, und auch die ehemaligen Teilnehmer:innen.
Insgesamt 28.000 Schüler:innen haben in den 25 Jahren bisher an business@school teilgenommen. Welche Geschäftsidee aus all den Jahren ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?
Oh, da gibt es viele! „Zum Beispiel „Krisenchat“, das heute ein von der Bundesregierung gefördertes Projekt für Jugendliche ist. Krisenchat ist ein rund um die Uhr-Angebot für Junge Menschen in Not und unterstützt sie bei ihren Sorgen und Problemen durch professionelle Berater:innen. Die Idee zu der Plattform hatte ein Schülerteam 2019 bei business@school entwickelt. Teams des Mädchen-Gymnasiums Essen-Borbeck waren schon neun Mal dabei und haben es bis in die Landesentscheide geschafft, unter anderem mit dem „Snowbrella“, einem speziellen Schneeschirm. Toll fand ich auch das Projekt für nachhaltiges Konfetti aus recyceltem Papier und echten Blütenresten oder eine Seife aus altem Kaffeesatz.
Wie feiern sie das Jubiläum dieses Jahr?
Mit ganz vielen Aktionen, das ganze Jahr über. Auf unseren Social Media-Kanälen spielen wir eigens 25 Geschichten aus dem Vierteljahrhundert business@school, jede Woche eine andere, bis zur großen Feier im Sommer. Zum Beispiel Geschichten ehemaliger Schüler:innen, die tatsächlich nach dem Projekt selbst gegründet haben. Oder ein Porträt eines Lehrers, der das Projekt damals 1998 an seine Schule gebracht hat und bis heute noch fortführt. Im Sommer veranstalten wir dann eine Gründermesse, an der auch Alumni teilnehmen, die ihrem Gründergeist gefolgt und inzwischen selber Unternehmer:innen sind. Die Begeisterung bei ihnen zu sehen, dass Gründen Spaß macht, bewegt mich jedes Mal.